Die rote Flut - Kritik | Film 1984 | Moviebreak.de (2024)

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Dawn of the Red Army

Wir schreiben das Jahr 1984. Der ultrakonservative US-amerikanische Präsident Ronald Reagan ist bereits seit drei Jahren im Amt und steht kurz vor einer überwältigenden Wiederwahl. Der kalte Krieg befindet sich dank einiger unbedachter Aussagen und Aktionen seitens der beiden Supermächte auf einem neuen Höhepunkt. Und mit „Red Dawn“ (aka „Die rote Flut“) feiert ein patriotisch eingefärbter, anti-sowjetischer Survival-Kriegs-Action-Streifen sein Leinwanddebut, der nicht nur zu einem der zwanzig erfolgreichsten Filme des Jahres avancieren wird, sondern auch einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde erreicht - nämlich jenen als brutalster Film.

Nachdem John Milius („Conan, der Barbar“) umstrittener Actionfilm bereits 2010 mit dem thematisch ähnlich gestrickten „Tomorrow, When the War began“ wieder zurück ins kollektive Gedächtnis gerückt worden ist, erscheint passend zum deutschen Kinostart des gleichnamigen 2012er Remakes, eine Blu-ray Neuauflage von „Red Dawn“, die dem Streifen zur durchaus verdienten filmischen Wiederauferstehung im deutschsprachigen Heimkino verhelfen soll. Denn trotz seiner fragwürdigen Grundthematik und verzerrten Pro-Amerika/Pro-Selbstjustiz Botschaft begeistert die Produktion durch eine flüssige Inszenierung, bildgewaltige (Landschafts-)Aufnahmen, interessante Jungdarsteller und blutige Kampfszenen.

John Milius Klassiker, der im Sommer 1984 in den amerikanischen Kinos an den Start ging und innerhalb kürzester Zeit zu einem nationalen Ereignis wurde, ausschließlich als flaggenschwingendes Patriotismus-Filmchen abzustempeln, greift mit Sicherheit zu kurz. Obwohl der, mit einem Budget von knapp vier Millionen Dollar ausgestattete, Film, dank seiner kommunistischen Invasionsphantasterei und seiner Konzentration auf die Zurschaustellung des unüberwindbaren, uramerikanischen Siegesswillens, der konservativen Reagan-Regierung mit ziemlicher Sicherheit Freudentränen in die Augen getrieben hat, weiß „Red Dawn“ durch einige bemerkenswert nihilistische Szenen (Jennifer Grey als Booby Trap), zeitlose Schlagworte (der Schlachtruf Wolverines) und nicht zuletzt sein durchaus glaubhaftes Invasionsszenario, auch filmisch zu überzeugen.

Trotzdem wirkt vor allem die Story um den ungebrochenen Widerstand und Überlebenswillen der Teenager streckenweise sogar für damalige Verhältnisse kitschig, altbacken und stereotypisch. Da hilft es auch nicht sonderlich viel, wenn Regisseur Milius sich sichtlich damit abmüht die Handlungsintentionen der Guerillagruppe klar zu stellen und sowohl die Wünsche als auch die Ängste aller Beteiligten offen zu legen, wenn diese Versuche von Pathos, Propaganda und einer gewissen holywoodschen Vorhersehbarkeit überlagert werden. Wären da nicht die tolle Kameraarbeit von Ric Waite („Nur 48 Stunden“), der ruhige Schnitt von Thom Noble („Thelma & Louise“) und die spannungsgeladenen und durchwegs brutalen Actionszenen in Kombination mit der eigenwilligen Grundidee, bliebe folglich nur eine weitere gut besetzte republikanische Gute Nacht Geschichte.

Darstellertechnisch lässt der Streifen - vor allem retrospektiv - keine Wünsche offen. Mit Patrick Swayze und Jennifer Grey hatte man das spätere „Dirty Dancing“ Traumpaar am Start und mit C. Thomas Howell einen vielversprechenden Jungdarsteller, der bereits mit seiner Rolle in „The Outsiders“ (Kult-)Filmluft schnuppern konnte. Des Weiteren gab ein gewisser Charlie Sheen, der Jahre später vor allem mit Alkohol- und Drogenexzessen Schlagzeilen machen sollte, sein Leinwanddebut. Als Verstärkung castete man auch noch Lea Thompson, die ein Jahr später in „Zurück in die Zukunft“ so richtig durchstarten konnte. Abgerundet wird das Ensemble von den Veteranen Harry Dean Stanton („Alien“), William Smith („Maniac Cop“), Powers Boothe („Tombstone“) und dem Westernurgestein Ben Johnson („The Wild Bunch“).

Auf Grund dieser außergewöhnlichen Mischung aus Anspruch und Kitsch, Qualität und Kommerz, Licht und Schatten wurde aus „Die rote Flut“ über die Jahre hinweg ein diskussionstauglicher Kultfilm, der in Deutschland bis 2001 indiziert war und mit seinen Survival-Ideen, seiner antiquierten Grundeinstellung und seinem geradezu zelebrierten Patriotismus perfekt in das Kinobild jener Ära passt. Wie einflussreich John Milius Film vor allem im amerikanischen Raum auch heutzutage noch ist, wird dem geneigten Rezipienten erst bewusst, wenn er sich in Erinnerung ruft, dass die Festnahme Saddam Husseins anno 2003 (keinesfalls zufällig) unter dem klingenden Titel Operation Red Dawn erfolgte.

Fazit

Red Dawn“ gehört mit Sicherheit nicht zu den besten Filmen aller Zeiten, ist aber ohne Zweifel ein diskussionswürdiger Klassiker der jüngeren Filmgeschichte, der die Jahre gut überstanden hat. Dank einer tollen technischen Umsetzung, einer guten Besetzung und etlichen spannend inszenierten Guerilla-Kampf- und Survival-Überlebensszenen sticht der Film von John Milius aus der Masse ähnlicher Propagandawerke hervor. Dadurch lässt er den geneigten Zuschauer auch so manche kitschige Sequenz, so manchen pathetischen Dialog und so manche fragwürdige Machoaktion vergessen

Kritik: Christoph Uitz

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Author: Rubie Ullrich

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